Ernährung
„Katzen würden Mäuse kaufen“ ist der Titel des wohl kritischten Buchs zum Thema Tierernährung – und seine Lektüre ist für zarte Seele nur bedingt empfehlenswert. Dieses Buch zeigt nicht nur auf, was alles in die Dosen und Schälchen wandert, so dass es einem schon beim Lesen schlecht wird, sondern setzt sich auch kritisch mit den „Zivilisationskrankheiten“ unserer Haustiere auseinander. Ein Kapitel ist mir dabei besonders im Gedächtnis geblieben: „Der Feind des Haustiers ist der Besitzer“. Wie wahr! Schließlich bin nur ich dafür verantwortlich, dass Mira und Marvi zu dick sind!
Ich möchte hier jetzt keine Grundsatzdiskussion starten. Letztendlich ist jeder selbst dafür verantwortlich, was er an sein Tier verfüttert. Einerseits ist Ebony, die Altersrekordlerin unseres ersten Clans, mit Whiskas 21 Jahre alt geworden – Zusatz- und Geschmacksstoffen zum Trotz. Andererseits lässt es sich nicht leugnen, dass immer mehr Haustiere unter Futterunverträglichkeiten leiden und zu dick sind (siehe oben!) oder wie meine beiden Weißen bereits in jungen Jahren Zahnfleischprobleme haben. Meine Norweger bekommen beispielsweise von sogenannten „Supermarktsorten“ Durchfall. Daher werden diese Marken bei uns nicht verfüttert, denn eine langhaarige Katze mit Durchfall ist so ziemlich das Letzte, was man als Besitzer haben möchte.
Kater traf es einmal besonders hart. Ein Jahr lang sah er wirklich und wahrhaftig aus wie ein gerupftes Huhn. Da ich das Futter umgestellt hatte, war der Grund für seinen Haarausfall schnell gefunden: schuld war eine Drogerie-Eigenmarke, die ich eigentlich für Maxine gekauft hatte, weil sie so gerne sahnige Saucen schleckte. Bei Kater führte einer oder mehrere der Inhaltsstoffe dazu, dass ihm zuerst an den Vorderbeinen, dann am ganzen Körper mit Ausnahme des Kopfes das Fell ausfiel. Nachdem ich diese Sorten von seinem Speisezettel gestrichen hatte und mithilfe etwas homöopatischer Unterstützung begann sein Fell wieder zu wachsen und inzwischen sieht er wieder wie eine normale Katze aus.
Frischfleisch: Es darf ruhig etwas mehr sein!
Was soll man nun machen, wenn man keine Zeit hat, täglich etwas selbst zu brutzeln? Oder wenn Joschi und mein zahnloser Ginger am liebsten ausgerechnet Trockenfutter fraßen? Ich versuche also Sorten zu verfüttern, die so wenig unterschiedliche Inhaltsstoffe erhalten wie möglich und die getreidefrei sind. (Was definitv seinen Preis hat.) Auf Anraten meiner Tierheilpraktikerin gibt es zudem einmal in der Woche Frischfleisch (bis auf Schweinefleisch, das den für Katzen tödlichen Aujeszky-Virus (Pseudotollwut) enthalten kann, könnt ihr übrigens jede Sorte verwenden.) Bei uns gibt es Hühnerherzen – und zwar ganze, damit ordentlich gekaut werden kann (nur Ginger bekam aus bekannten Gründen seine Portion kleingeschnitten). Schockierendes Ergebnis: Am Anfang wollte nur der Eisbär davon fressen! Inzwischen ist die Zahl der Fans gestiegen, wobei die Norweger nicht so begeistert sind wie Marvi, Mrs. Peel und Sander, die ihr Frischfleisch lieben. Die einzige, die nach wie vor nichts davon wissen will ist Mira. Wir sind also von artgerechter Fütterung noch weit entfernt, aber wir arbeiten daran!
Bevor ich es vergesse: „Lebendfutter“ (also Mäuse) gibt es natürlich auch – erstaunlicherweise werden sie aber nur von Jaspar und den anderen Mitglieder des Vorgartenteams auch wirklich gefressen. Doch wie viel und wie oft hängt nicht von mir ab.
Da ich also null Erfahrung mit Barfen haben, werde ich mich im Folgenden mit kommerziell hergestelltem Futter für bestimmte Anforderungen beschäftigen.
Feuchtfutter
Die artgerechteste Form der Katzenernährung ist vielleicht das Barfen. Dabei wird die Katze nur mit rohem Fleisch ernährt. Das Problem ist, dass dabei nicht alle wichtigen Vitamine und Spurenelemente aufgenommen werden. Schließlich frisst die Katze in der Natur ihre Beutetiere auch komplett und nicht nur das Muskelfleisch. Man muss daher sogenannte Supplemente zugeben. Obwohl es inzwischen zahlreiche Anbieter gibt, die einem die Arbeit etwas erleichtern (mir gefiel dieser hier recht gut, ich habe ihn aber noch nicht ausprobiert!), gebe ich offen zu, dass mir dies zu kompliziert und vor allen Dingen zu zeitaufwendig ist. Zumal ich ja nicht ein Tier, sondern mindestens 7 füttern muss, von denen eines gar kein Frischfleisch fressen will und zwei nicht immer.
Ich versuche daher einen Mittelweg zu finden, bei dem es von jedem etwas gibt. Wobei ich auf qualitativ gutes Futter achte. Keine Sorge, ich will euch bzw. euren Katzen hier jetzt nicht die Luxus-Katzenfuttersorten schmackhaft machen, bei denen ein 50-Gramm-Döschen 1,50 EUR kostet. Immerhin gibt es pures Thunfisch- und Hühnchenfleisch in günstigen Sparpaketen bereits ab ca. 0,50 EUR pro 100 g (beispielsweise von Cosma und Miamor) – und frische Hühnerherzen sind noch preiswerter. Was man dabei – wie beim Barfen – beachten muss: Da diesen Sorten keine Vitamine etc. zugesetzt sind, handelt sich dabei um sogenanntes Ergänzungsfutter. Also um Futter, von dem die Katze alleine nicht ihren Bedarf an Vitalstoffen decken kann. Dadurch, dass ich frisches Fleisch und die unterschiedlichsten Feucht- und Trockenfutter munter mische, kann ich mir die regelmäßige Gabe von Supplementen sparen.
Ein qualitativ hochwertiges UND erschwingliches Feuchtfutter, das bei meinen sehr gut ankommt ist Bozita. Dieses schwedische Futter hat einen hohen Fleischanteil und enthält weder Getreide noch Zucker. Außerdem gibt es Bozita in so vielen unterschiedlichen Geschmacksrichtungen (auch „exotischen“ wie Elch, Renntier und Schellfisch), dass wirklich für jeden eine dabei ist. Seit langem Favoriten sind bei uns Hühnerleber, Lachs & Muscheln sowie Schellfisch.
Allerdings kam die Stiftung Warentest in ihrem Feuchtfutter-Test vom 27.02.2014 zu verblüffenden Ergebnissen: Quasi alle Billigfutter schnitten bestens ab. Testsieger wurde gar das Futter aus dem Kaufland. Dieser Bericht aus dem Fokus enthält mehr Infos.
Trockenfutter
Die am wenigsten artgerechte Form der Fütterung ist sicher Trockenfutter. Warum ist es dann so beliebt? Weil es so praktisch und sauberer als Feuchtfutter ist? Ich stehe Trockenfutter auch skeptisch gegenüber, auch weil ich nicht überzeugt bin, dass die Tiere genug trinken. Wenn es nach mir ginge, gäbe es kein Trockenfutter. Leider sehen die Katzen das anders. Und jetzt erzähle mit bitte niemand etwas von „der Hunger treibt’s hinein“. Den Kampf hatte ich anfangs versucht mit Joschi auszufechten. Er hatte ihn haushoch gewonnen, weil er hartnäckig tagelang nichts gefressen hatte.
Allen, die Trockenfutter daher für eine Erfindung des Teufels halten, sei hier versichert, dass dieses Futter bei meinen „Allesfresssern“ nur einen geringen Teil der Gesamtfuttermenge (maximal 10 Prozent) ausmacht. Es gibt nur 10 g – ja, ich wiege das tatsächlich ab – zum Frühstück, weil mir sonst die ohnehin sehr dünne und mäkelige Isfrid ganz ohne etwas zu fressen nach draußen laufen würden (was natürlich nicht heißt, dass sie jede Sorte frisst…). Aber selbst bei dieser kleinen Menge muss man aufpassen, denn was macht man beispielsweise mit Marvi, die alles Futter wie ein Staubsauger blitzschnell „inhaliert“ und die schon fertig ist, bevor die anderen auch nur die Hälfte ihrer Portion gefressen haben und dann versucht, sich an deren Schälchen auch noch zu bedienen? Oder mit Ginger, der trotz bzw. wegen seiner fehlenden Zähne am liebsten Trofu frisst? Hier kannst du nachlesen, was ich bei meinen Tests herausgefunden habe:
Für Marvi und andere „Staubsauger“: Besonders große Kroketten?
Es gibt einige Trofu-Sorten, die besonders große Kroketten haben, die katze nicht infach so runterschlingen kann. Dazu gehören:
Bozita Feline Large (18 % Rohfett)
Royal Canin Maine Coon, Ragdoll, British Shorthair (20 % Rohfett)
Smilla Adult (15 % Rohfett)
Smilla Sensible (13 % Rohfett)
Sanabelle Grande (Danke, Linda!)
Bisher dachte ich, große Kroketten wären die Lösung. Aber inzwischen hat sich gezeigt, dass dies keinesfalls so ist, sondern dass, ganz im Gegenteil, besonders kleine, möglichst runde Kroketten und ein flacher Fressnapf viel besser funktionieren:
Für Marvi und andere „Staubsauger“: Besonders kleine Kroketten!
Was für deine Katze zu groß ist, musst du leider selbst ausprobieren, es gibt aber einige Sorten, die kleinere Kroketten haben als der Durchschnitt. Mal abgesehen von den kleinen, allerdings sehr kalorienreichen Mini-Kroketten für Kätzchen und werdende/säugende Katzenmamis, die ich hier jetzt nicht aufführe, weil sie einfach zu fett für den täglichen Gebrauch sind, gehören dazu:
Applaws (Gingers Empfehlung: Die Sorte mit Lachs und Huhn)
Greenwood (Die Begeisterung des Teams hält sich allerdings in Grenzen.)
Iams Natural (Beide Sorten kommen derzeit beim mäkeligen Joschi sehr gut an.)
Leonardo (Die Sorte „sensitive“ – frisst Ginger allerdings nur gelegentlich)
Nutram und Nutram Grain Free (von letzterer frisst Ginger beide Sorten gern.)
Orijen (Gingers neueste Lieblingssorte: „Regional“)
Purizon (Gingers Empfehlung: Die Sorte mit Lachs)
Schesir (Allerdings: Alle Sorten sind beim Team nicht wirklich gut angekommen.)
Hill Science Plan Die Sorten „Sterilized Young Adult“ und „Adult Light“ bestehen aus kleinen runden Krokette, die sich in Kombination mit einem flachen Näpfchen mit geradem Boden als ausgesprochen schwierig zu fressen erwiesen haben. Die kleinen Kroketten kugeln munter auf dem planen Boden herum und sind nur schwer zu fassen. Dadurch sind Mira und Marvi jetzt länger mit dem Fressen ihrer 10 Gramme beschäftigt als die anderen.
Da Katzen „Schlingfresser“ sind, also ihre Beute herunterschlingen, haben sich die kleinen Trockenfutter-Kroketten auch bei unserem zahnlosen Ginger und der ebenfalls von Zahnproblemen geplagte Maxine sehr bewährt. Ginger wollte sogar gar kein Feuchtfutter mehr fressen und hat ausschließlich auf Trofu bestanden. Vielleicht lag das auch daran, dass diese Kroketten fast alle rund, zylindrisch oder oval sind, also keine Ecken und Kanten haben. Ich kann mir vorstellen, dass sie daher für empfindliches Zahnfleisch angenehmer sind als Sternchen, Quadrate oder Dreiecke.
Trinken
Katzen sind wahre Durstkünstler, was man mit ihrer Herkunft, der Afrikanischen Wildkatze, begründen kann. Schließlich ist in den Steppen Afrikas Wasser nun mal Mangelware und die Tiere müssen ihren Flüssigkeitsbedarf über die Nahrung decken. (Was Trockenfutter so ungünstig macht, denn dagegen kann die Katze kaum antrinken.) Als Katzenbesitzer muss man also zumindest dafür sorgen, dass frisches Wasser zur Verfügung steht, auch wenn die Katze kaum etwas davon zu trinken scheint. Wenn man Trockenfutter verfüttert, sind stets gefüllte Wassernäpfe ohnehin Pflicht. Da Katzen im Alter nicht selten unter Nierenproblemen leiden, scheuen manche Katzenbesitzer weder Kosten noch Mühen, um ihre trinkfaulen Lieblinge zur Flüssigkeitsaufnahme zu bewegen. Da sich Katzen eigentlich sehr für das nasse Element interessieren (ich erinnere hier nur an Mira in ihrem Teich und im Waschbecken) sind zahlreiche Trinkbrunnen im Angebot, mit denen den Stubentigern das Trinken schmackhaft gemacht werden soll. Ein von uns vor Jahren durchgeführter Trinkbrunnen-Test ist grünlich in die Hose gegangen: Humphrey, Lina, Ginger, Joschi und wir Zweibeiner fanden ihn einfach nur laut. Wie unten zu sehen ist, wird bei uns ohnehin überall und aus allem möglichen getrunken, aber wer trinkfaule Wohnungskatzen hat, sollte so einen Brunnen wenigstens einmal ausprobieren. Sabine aus meinem Katzen-Sitting-Club schwört auf dieses Modell, das von ihren drei Stubentigern begeistert verwendet wird.
In meinem Katzenbuch steht als Tipp, dass man Wassernäpfe mindestens zwei Meter entfernt vom Futter aufstellen soll, da Katzen in ihrem natürlichen Verhalten nie in der Nähe von Wasser fressen. Aber auch hier hängt es wieder von der Katze ab. Bei uns steht stehen Fress- und Wassernäpfe auf derselben Unterlage und Mira und Marvi haben kein Problem damit, aus diesem Wassernapf zu trinken. Von der idealen “Tränke” hat jeder so seine eigenen Vorstellungen. Joschi war dabei besonders inkonsequent: Während er draußen das abgestandene Wasser aus dem Teich oder jeder beliebigen Pfütze trank, hatte er drinnen erstaunliche Qualitätsansprüche. Das Wasser musste bitte frisch aus dem Hahn gezapft sein, am besten noch in seiner Gegenwart.
Der Eisbär hatte die unangenehme Gewohnheit, zuerst eine Vorderpfote ins Wasser zu stecken, was draußen dafür sorgt, dass in den Näpfen meist eine kleine Schlammschicht am Boden lag. Unsere Marvi sind solche Oberflächlichkeiten egal. Dafür trinkt sie wie ein Vogel (Mund voll schlecken, dann Kopf hoch und runterschlucken, Mund voll schlecken,…) Außerdem hängt sie immer so im Näpfchen, dass sie hinterher ganz nass ist.
Selbstverständlich trinken Katzen gerne Milch (sie mögen auch Sahne, Joghurt, Vanilleeis etc.), aber ich denke es weiß inzwischen jeder, dass sie Milch eigentlich nicht vertragen und davon Durchfall bekommen (Igel übrigens auch!).